Lifecycle-Management für neue Autos - so hält man Autos Jung

Um alle Funktionen des Forums nutzen zu können, sollten Sie sich registrieren. Wenn Sie schon registriert sind, sollten Sie sich anmelden.

    Lifecycle-Management für neue Autos - so hält man Autos Jung

    Gelsenkirchen/Weiterstadt (dpa/gms) - Die Einführung eines neuen Automodells ist für die Hersteller schwierig. Das neue Modell will gepflegt werden, um dann später von der nächsten Generation abgelöst zu werden. Dieser Prozess heißt »Lifecycle-Management«.

    Dabei haben es die Techniker noch verhältnismäßig leicht: »Sie fangen mit ihrer Arbeit am neuen Auto in aller Regel dann an, wenn sie mit dem letzten Projekt fertig sind«, sagt Skoda-Sprecher Christoph Ludewig in Weiterstadt (Hessen). Etwa drei Jahre vor Produktionsbeginn bekommen sie ihr Lastenheft, in dem jedes Detail des neuen Autos definiert wird.

    »Nach diesen Vorgaben wird dann entwickelt. Etwa ein Jahr vor dem Serienanlauf gibt es Testfahrten mit Prototypen, sechs Monate später folgen Vorserienmodelle, dann werden die Fabriken umgerüstet, und acht Wochen vor der Markteinführung beginnt die Produktion«, fasst Automobilforscher Prof. Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule Gelsenkirchen die technische Entwicklung zusammen.

    Schwerer haben es bei der Planung die Öffentlichkeitsarbeiter, die ein neues Modell bei Journalisten, Händlern und Kunden bekannt machen müssen. Wie bei der Familienplanung ist dabei die Wahl des richtigen Zeitpunkts wichtig: »Wer zu früh über das neue Auto spricht, verliert beim Vorgänger möglicherweise viele Kunden«, warnt Dudenhöffer. »Und wer zu lange mit der Kommunikation wartet, läuft Gefahr, dass die Kunden nichts von einem Auto wissen und sich deshalb für ein Modell der Konkurrenz entscheiden.«

    Bei Nachfolgern bestehender Modellreihen halten sich die Hersteller deshalb möglichst lange mit Informationen zurück. So sprach zum Beispiel zwar die Autobranche schon seit Monaten vom neuen Ford Focus. Doch das Unternehmen rückte lange Zeit keine Informationen über die neue Generation des Kompaktwagens heraus: »Wir haben uns bewusst für einen späteren Start der Kommunikation entschieden, um den wirklich guten Verkauf des aktuellen Modells nicht zu gefährden«, sagt Ford-Sprecher Hartwig Petersen in Köln.

    Handelt es sich bei dem »jüngsten Kind« allerdings um ein völlig neues Konzept, beginnt die Kommunikation viel früher. »In solchen Fällen muss man die Kunden von langer Hand mit dem Produkt vertraut machen«, sagt Mercedes-Sprecher Norbert Giesen in Stuttgart und verweist auf die Einführung der ersten A-Klasse-Generation, die rund ein Jahr vor dem Verkaufsstart begonnen hatte. Der jetzt präsentierte Nachfolger kommt bereits mit den üblichen sechs bis acht Wochen aus.

    Einen längeren Vorlauf hatte auch BMW der neuen 1er-Baureihe gegönnt: »Wir haben für die Kompaktklasse ein Auto entwickelt, das zusätzlich zur üblichen Funktionalität auch Emotion, Fahrspaß und Individualität bietet. Diese Kombination ist neu und spricht auch eine neue Zielgruppe an«, sagt BMW-Sprecher Wieland Bruch in München. Um diese neuen Kunden erreichen zu können, habe man die Einführungskampagne früher gestartet und breiter angelegt.

    Ein wichtiger Termin in der Planung ist der offizielle Verkaufsstart. Er liegt oft mehrere Wochen vor der eigentlichen Premiere beim Händler, damit die ersten Fahrzeuge nicht ins Blaue hinein produziert werden, so der europäische Vizepräsident des Automobilkonzerns General Motors (GM), Carl-Peter Forster. Um Vorbestellungen zu fördern, hat die GM-Marke Opel laut Forster beim neuen Astra erstmals einen »Schnellstartervorteil« gewährt.

    Ist das Auto erst einmal am Markt, wird der Wagen mit weiteren Karosserie- oder Motorvarianten im Gespräch gehalten. Nach drei bis vier Jahren gibt es ein so genanntes »Facelift«. Dabei werden das Design leicht retuschiert, das Interieur aufgefrischt und die Ausstattung erweitert. »Die Kunst ist es, mit überschaubarem Aufwand einen möglichst großen Effekt zu erzielen - selbst wenn das nur über neue Farben und neue Preise erreicht wird«, sagt Automobilforscher Ferdinand Dudenhöffer.

    Wann immer die Absatzkurve danach nach unten zeigt, versuchen die Hersteller mit Sondermodellen gegenzusteuern. Irgendwann jedoch ist auch das vorbei: »Spätestens wenn die ersten Gerüchte und ein paar retuschierte Fotos zum Nachfolger kursieren, wird es Zeit für eine "Final Edition" mit stattlichem Preisvorteil», sagt Dudenhöffer. Danach führt der Weg endgültig aufs Altenteil - und der »Lifecycle« beginnt mit der nächsten Generation von vorn.