Fabia1 1,4 TDI Pumpedüse; Karre springt mal an und mal nicht -- nach dem Zufalls-Prinzip

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    Fabia1 1,4 TDI Pumpedüse; Karre springt mal an und mal nicht -- nach dem Zufalls-Prinzip

    Anspringen oder nicht anspringen: ein Fabia1 1,4 TDI würfelt.

    Wie versprochen werde ich ein akutes Problem schildern, jeden einzelnen Schritt von A bis Z durchdeklinieren und zum Schluß genau erklären, woran es gelegen hat.

    Es begann im September 2018. Plötzlich, ohne jede Vorwarnung, wollte der Fabia nicht anspringen. Nach ein paar vergeblichen Versuchen sprang er dann doch an. Ich dachte zunächst an ein Problem mit der Kraftstoff-Versorgung. Die Kraftstoffpumpe im Tank war vor dem Anlassen kaum noch zu vernehmen. Also tauschte ich den Pumpen-Topf im Tank komplett aus. Keine Verbesserung.
    Vielleicht gab es im Kraftstoff-Leitungs-System irgendwo eine kleine Undichtigkeit und der Kraftstoff floß langsam in den Tank zurück. Dann muß beim Starten der Sprit erst wieder nach vorne gepumpt werden. Also baute ich Rückfluß-Verhinderer in den Vor- und Rücklauf. Keine Veränderung, abgesehen von der Tatsache, daß nach vergeblichem Orgeln nun immer die gelbe Motronic-Lampe anging. Schön.
    Auslesen des Fehlerspeichers im Motorsteuergerät (mit VCDS) ergab folgende Fehlermeldungen:
    1. Saugrohrklappe Stellmotor keine Funktion, Verbindung unterbrochen.
    2. Gaspedal-Geber Signalspannung zu hoch.

    Ich tauschte Saugrohrklappe und Gaspedal-Geber aus, doch die Probleme blieben unverändert.
    Interessant war, daß diese Fehler nur dann eingetragen wurden, wenn der Motor nicht ansprang. Sprang er normal an, dann blieb auch der Fehlerspeicher leer. Mir dämmerte langsam, daß das Problem allein während der Startphase auftrat (oder eben nicht) und alle Fehlermeldungen allein auf die mißglückte Startphase zurückzuführen sind. Ein Nicht-Start produziert die Fehlermeldungen.
    Ein befreundeter Werkstatt-Mann gab mir den Tipp, auch im Steuergerät der Zentral-Elektrik nach Fehlermeldungen zu suchen. Und tatsächlich, da stand so einiges. Die wichtigsten Punkte:
    1. Keine Kommunikation zum MSG.
    2. Spannung zu niedrig.

    Ich kam zu dem Schluß, daß irgendetwas die Spannungsversorgung des MSG während der Startphase kollabieren läßt -- nicht immer, aber immer wieder. Irgendwo war da ein Wackelkontakt, der mal genügend Strom durchließ und mal nicht. Mein Gefühl sagte mir, daß der Fehler vermutlich irgendwo in der Zentral-Elektrik steckt. Zwei Tage lang habe ich die komplette Zentral-Elektrik und alle Strompfade zur Batterie und zum MSG durchforstet, aber nichts fruchtete. Ich war wirklich mit meinem Latein am Ende. Ganz zum Schluß fiel mir ein Relais auf, das wesentlich wärmer wurde als die anderen. Auf seiner Rückseite stand die Zahl 469. Die komplette Relais-Nummer lautet 6y0906381.
    Ich zog das Teil ab und öffnete den Würfel. Die Kontakte waren ganz schön erodiert. Ich nahm eine dünne Flach-Feile (eine Nagelfeile wäre auch gegangen) und feilte die Kontakte plan, so daß die Kontaktflächen wieder bündig aneinander anliegen konnten. Noch mit einem dünnen Tuch den Metallabrieb entfernt und etwas Kontaktspray drauf. Deckel wieder drauf und das Relais zurück in seinen Steckplatz. Einmal kurz am Zündschlüssel gedreht und der Motor lief, so als wäre nie etwas gewesen. Problem gelöst.

    Im Anschluß habe ich mir ein Verzeichnis der Stromlaufpläne besorgt, damit ich nicht noch einmal solange im Nebel herumstochern muß. Das besagte Relais versorgt nicht nur das Einspritzsystem mit Strom, es liefert auch die Steuerspannung für das Kraftstoffpumpen-Relais (für die E-Pumpe im Tank)und für die Saugrohrklappen-Steuerung. An diesem einen kleinen Würfel hängt also eine Menge dran. Der Steckplatz befindet sich in der unteren Reihe ganz rechts. Bei Startproblemen kann ich nur dringend empfehlen, erstmal nach diesem Relais zu schauen. Als Ersatzteil kostet es ca. 15 Euro.

    Gruß altersack.
    Klassiker - oft daran zu sehen, dass die Glühwendel bei Zündung an nicht erscheint ;)

    Danke für die Rückmeldung (der anderen Art)
    Bilstein B12 Fahrwerk - ECO Motorsoftware mit umschaltbaren Leistungsstufen u.a. 135 PS / 320 Nm :D Mein Thread

    Uffbasse: Auch im Benziner werkelt ein problematisches Relais

    Zauberwürfel Teil 2 -- auch im Benziner werkelt ein problematisches Relais.

    Ich habe mich mal durch die Stromlaufpläne des Fabia gearbeitet und siehe da, es gibt auch beim Benziner ein zentrales Relais für die Stromversorgung des Einspritzsystems. Beim Benziner hängen sogar noch ein paar Stromverbraucher mehr am Flaschenhals. Dieser Flaschenhals trägt die harmlos klingende Bezeichnung Kraftstoff-Vorlauf-Relais -- und das ist wirklich eine niedliche Untertreibung. Die Stromlast, die dieses Relais verkraften muß, ist sogar noch größer als beim Diesel. Über dieses Relais wird die Spannungsversorgung der Motronic, der Einspritzventile und der Lambdasonde (und noch einiges mehr) sichergestellt.
    Warum ist die Stromlast hier von Bedeutung? Weil mit der Stromlast auch der Kontakt-Verschleiß zunimmt. Bei jeder Kontakt-Unterbrechung (bei jedem Abschalten des Motors) entsteht ein kleiner Funken, der langsam aber sicher Material abträgt. Nach einigen Jahren Betriebsdauer wird so aus einer glatten Kontaktfläche eine Kraterlandschaft, so daß sich nur noch wenige Punkte berühren. Dadurch beschleunigt sich der Kontakt-Abbrand immer weiter und führt zu immer größerem Spannungsabfall am Kontakt. Dabei wird das Relais während des Betriebes immer wärmer.

    Zum zweiten ist der Kontakt-Abbrand von der Zahl der Start/Stop-Zyklen abhängig. Jedesmal wenn der Motor abgeschaltet wird, wird der Relais-Kontakt unterbrochen und es gibt einen Funken, der um so größer ist, je mehr Strom durch die Leitung hindurchfließt. Ein Fahrzeug, das pro Tag mehrmals an- und abgeschaltet wird, ist hier gefährdeter als ein Auto, bei dem dies nur einmal am Tag geschieht. Erfahrungsgemäß wird ein Fabia mehr auf der Kurzstrecke gefahren. In diesem Fall kann es bereits nach 100.000 Kilometern zu Beeinträchtigungen kommen.

    Unangenehmerweise können die Symptome streuen. Wenn die Spannungsversorgung schlechter wird, kann es zu Problemen mit der Lambdasonde kommen, obwohl die Lambdasonde vollkommen in Ordnung ist. Zugleich leiden auch die Einspritzventile unter einer zu geringen Spannungsversorgung, wodurch sich die Gemischzusammensetzung verändert. Fehlfunktionen der Einspritzventile und der Lambdasonde können sich gegenseitig aneinander aufschaukeln, bis die Onboard-Diagnose zu meckern beginnt. Und dann wird eine brennende Motronic-Leuchte zum ständigen Begleiter. Heimtückischerweise sucht man die Störung immer dort, wo sie nicht zuhause ist. Zum Schluß wirft der entnervte Autobesitzer das Handtuch und kauft sich ein anderes Auto. Dabei steckt hinter dem ganzen Bühnenzauber nur ein kleiner Würfel mit dem klangvollen Namen Kraftstoff-Vorlauf-Relais.

    Das Relais sitzt beim Benziner übrigens in der zweiten Reihe (von unten) ganz rechts. Die Nummer des Relais kenne ich nicht, weil ich einen Diesel habe.

    Ich gehe davon aus, daß in allen handelsüblichen Fahrzeugen ein solches Problem-Relais als Quasi-Sollbruchstelle vor sich hin werkelt. Wenn also jemand mit seltsamen Geister-Erscheinungen im Umfeld des Einspritzsystems konfrontiert ist, dann sollte er zuallerst nach dem verbauten Zauberwürfel fahnden. Ich weiß schon jetzt, wie die meisten Werkstätten auf diese Geschichte reagieren werden:
    „So einen Fall hatten wir hier noch nie.“

    Die besten Wünsche vom altensack.