Trommelbremsen Spezial 1

    • Fabia I

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      Trommelbremsen Spezial 1

      Fabia 1: Trommelbremsen wieder fit machen Teil 1

      Trommelbremsen werden oft als alter Hut belächelt, doch sie haben unbestreitbare Vorteile. Ein ganz großer Vorteil ist, daß das Trommelbrems-System viel weniger Wind und Wetter ausgesetzt ist.
      Da Bremsscheiben am Hinterrad deutlich weniger Bremsleistung liefern müssen, bleiben die hinteren Scheiben kalt -- besonders im Winter. Und deswegen kann sich der Winter-Salz-Schmodder prima auf den hinteren Scheiben einnisten und sein schädliches Werk verrichten. Das sieht man den Scheiben dann sehr schnell an.
      Trommelbremsen an den Hinterrädern sind dagegen in sich geschützt. Die Abwärme beim Bremsen bleibt länger in der Trommel und sorgt so für eine bessere Abtrocknung der Bremsen-Mechanik. Erst bei längeren Standzeiten fängt auch eine Trommelbremse intern an zu rosten. Einige gezielte Einbremsungen mit der Handbremse (bis die Trommel warm wird) entfernen den Flugrost von der inneren Lauffläche. Bei längeren Standzeiten ist es ratsam, die Handbremse nicht zu benutzen und statt dessen das Fahrzeug mit Unterlegkeilen und eingelegtem Gang zu sichern. Dann können keine angezogenen Bremsbacken an der Trommel festrosten. In einem solchen Fall gehen die Bremsbacken fest und lassen sich nicht mehr lösen.
      Bevor man sich die Bremstrommeln vornimmt, ist es empfehlenswert, sich vorher einen kompletten Rep-Satz zu besorgen. Dieser besteht aus 4 Bremsbacken mit vorinstalliertem Gestänge (sehr angenehm), zwei Radbremszylindern und Kleinteilen. Mit diesem Paket geht die Bremsen-Erneuerung flott von der Hand. Ich empfehle das Bremsen-Erneuerungs-Set von ATE wegen der hervorragenden Qualität der Teile (deutlich besser als das Erneuerungs-Paket von Bosch). Das komplette Paket kostet ca. 200 Euro und ist sein Geld wert. Zwei Bremstrommeln kosten nochmal so um die 160 Euro -- falls man sie denn wirklich braucht.
      Danach hat man längere Zeit Ruhe, denn Trommelbremsen verschleißen langsam.

      1. Trommelbremse öffnen:
      Das Fahrzeug ist hinten aufgebockt und das Rad entfernt. Es empfiehlt sich, zwei dicke Kanthölzer unterzulegen und die Verbundlenkerachse genau dort auf den Kanthölzern abzusetzen, wo sich die untere Aufnahme des Stoßdämpfers befindet. Das ist ein solider Absetzpunkt. Die Bremstrommel muß frei drehbar bleiben. Das gegenüberliegende Rad sichern wir mit zwei alten Bremsscheiben oder Bremskeilen gegen Wegrollen. Wer über eine Hebebühne verfügt, kann sich diesen Schmonzes sparen.

      Wenn wir von oben hinter die Bremstrommel schauen, dann springt uns das hintere Teil vom Radbremszylinder (RBZ) ins Auge. Das Röhrchen mit der Gummikappe oben drauf ist die Entlüftung. Gleich daneben sitzt die Befestigungsschraube (Inbus) vom RBZ. Unterhalb der Entlüftung geht die Bremsleitung in den RBZ. Die Leitung wird von einer 11er-Flansch-Schraube im RBZ druckstabil fixiert. Die Flansch-Schraube muß sich mit einem 11er-Maulschlüssel gut lösen lassen (die Schraube hat Rechtsgewinde -- rechts von hinten betrachtet -- und wir gucken von vorne drauf; um die Schraube zu lösen, müssen wir von uns aus nach rechts drehen).
      Wenn sich die Flansch-Schraube nicht lösen läßt, dann muß ein neues Stück Bremsleitung eingesetzt werden. Dabei sollte auch gleich der nachfolgende Bremsschlauch mit ersetzt werden. Der ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht mehr ganz frisch. Ist hingegen alles glatt gegangen, dann die Schraube wieder leicht anziehen. Und nun kommen wir zur Trommel:

      Handbremse anziehen. Die Trommel wird von einer Torx-Schraube auf der Radnabe gehalten. Wenn alles stark verrostet ist, zunächst die Schraube mit Rostlöser besprühen, dann richtig warm machen (mit Heißluftpistole oder Lötlampe) und dann noch mal nachsprühen. Ein paar Minuten einwirken und abkühlen lassen. Nun mit einer kleinen Knarre und dem passenden Torx-Bit die Schraube lösen, aber noch nicht abschrauben sondern sanft wieder anziehen. Wir sind noch beim Vorspiel.

      Nun die Handbremse lösen; die Trommel sollte sich nun frei drehen. Man dreht die Trommel, bis eine der fünf Bohrungen (für die Radschrauben) genau in Fahrtrichtung auf 3 Uhr bzw. 9 Uhr steht. Mit einem flachen Schraubendreher in diese Bohrung hinein, bis man einen federnden Widerstand spürt. Langsam von 9 Uhr auf 10 Uhr (linkes Rad) bzw. von 3 Uhr auf 2 Uhr (rechtes Rad) drehen. Der Schraubendreher sollte nun bei der Aufwärtsdrehung auf metallischen Widerstand stoßen. Die Spitze vom Schraubendreher liegt nun am Nachstell-Keil an. Diesen kräftig nach oben drücken. Nun haben die Bremsbacken maximalen Abstand zur Trommel. Ein paar leichte Hammerschläge auf die Trommel helfen, damit sich die innere Mechanik maximal lockert (genau wie im Yoga-Unterricht).

      Jetzt wird die Torx-Schraube herausgedreht und die Trommel abgenommen. Torx-Schraube an einen sicheren Ort legen. Wird später wieder gebraucht.

      2. Bremstrommel überarbeiten:
      Die Lauffläche der Trommel hat sich etwas eingegraben und an den Rändern hat sich ein Grat gebildet. Ist die Kante sehr hoch, dann muß die Trommel ersetzt werden. Meistens genügt es jedoch, den Grat mit Schleifpapier o.ä. abzutragen und abschließend den Staub zu entfernen. Der Rost auf der Außenseite der Trommel hat für die Bremswirkung keinerlei Bedeutung. Trotzdem sollte man den groben Rost entfernen. Man kann abschließend Rostumwandler auftragen, um die erneute Rostbildung auf der Außenseite zu verlangsamen. Reine Kosmetik.

      3. Bremsen-Mechanik in Augenschein nehmen:
      Als erstes schaut man sich den Verschleiß der Bremsbacken an. Es ist normal, daß der Abrieb der einen Backe etwas größer ist als der der anderen. Wichtiger ist das allgemeine Laufbild. Je gleichmäßiger der Belag über die gesamte Backenlänge abgelaufen ist, um so besser ist der Zustand der Trommel. Ein schräges Ablaufbild ist immer ein schlechtes Zeichen. Ist der eine Belag sehr viel stärker runter als der andere, dann klemmt vermutlich einer der Stempel des Radbremszylinders. Um das zu checken, muß eine zweite Person sanft auf die Bremse treten, während man überprüft, ob beide Stempel oder nur einer aus dem Radbremszylinder herauskommen. Kommt nur ein Stempel heraus, während der andere klemmt, dann ist der RBZ auf jeden Fall hinüber. Gleiches gilt, wenn Bremsflüssigkeit an einer der Manschetten austritt. Wir tauschen hier das Teil in jedem Fall aus, weil uns ein Satz neue RBZ zur Verfügung steht. Der Austausch ist aber nicht zwingend erforderlich, wenn noch alles einwandfrei funktioniert. Triff eine Entscheidung.

      4. Alte Bremsbacken ausbauen:
      Am unteren Ende liegen die Backen auf einer Art Amboß auf und sind dort mit einer Feder gesichert. Diese Feder muß raus. Der Ausbau ist etwas hakelig und erfordert ein bißchen Übung. Jugend forscht. Die neuen Backen sind oben bereits zusammengebaut. Nach der Action mit der unteren Feder wissen Sie, was Ihnen da erspart bleibt. Nun gibt es noch zwei kleine Teller-Federn, die rechts und links in der Mitte der Bremsbacken sitzen. Die Teller oben mit einer Zange packen, etwas nach unten (gegen die Feder) drücken und um 90 Grad drehen. Dann kann der Teller abgenommen werden und die kleine Schraubenfeder fällt heraus. Den verbleibenden Stift nach hinten rausziehen. Danach hängt nur noch der Handbrems-Führungsarm am Handbrems-Seil. Backen-Zwilling oben vom RBZ
      und unten vom Amboß abnehmen. Das komplette Teil wird Richtung Heck herausgezogen (vorbei an der Radnabe). Dabei ist die Radnabe immer im Weg. Andererseits lohnt es nicht, deswegen die Radnabe auszubauen. Alles eine Frage der Übung.
      Die befreiten Bremsbacken komplett nach vorne kippen (um 180 Grad drehen). Führungsarm liegt nun oben und zeigt nach oben. Das Handbrems-Seil-Ende aus dem Führungsarm herausdrehen. Der BB-Zwilling ist draußen.

      Nach dem Entfernen der Bremsbacken ist der Blick frei auf jede Menge Dreck, der sich im Laufe der Zeit im Trommel-Inneren angesammelt hat (vor allem Rost und Belag-Abrieb). Ich beginne die Säuberung meistens mit einem kleinen Handfeger (Pappdeckel o.ä. unterlegen). Man kann aber auch einen Schlucksauger ansetzen und alles porentief absaugen. Von Preßluft rate ich eher ab, weil sich dabei der Staub großzügig in der Landschaft (und in der Atemluft) verteilt. Muß nicht sein.
      Besonderes Augenmerk sollte man auf den ABS-Sensor verwenden. Der Zwischenraum zwischen Rotor und Sensor sollte zum Schluß frei von jeglichem Dreck sein. Zum Schluß ABS-Sensor und -Rotor mit Kriechöl einsprühen (Radnabe drehen).

      Kriechöl auf der Innenseite der Trommel und auf dem Belag ist übrigens kein Problem, weil Kriechöl sich ganz schnell verkriecht, wenn es beim Bremsen warm wird. Kriechöl ist nicht scherstabil und verdampft schnell. Ich möchte niemanden ermutigen, die Bremse mit Kriechöl zu fluten. Ich rede hier von Resten, die ruhig in der Trommel verbleiben können. Kriechöl aus der Spraydose ist generell ein guter Bremsenreiniger für Trommelbremsen -- weil es gleichzeitig schmiert, Rost löst und in jede Ritze kriecht. Man kann Kriechöl auch gut zur Reinigung der Bremstrommel verwenden: einsprühen, einwirken lassen und dann sauber auswischen. Der Dreck bleibt im Lappen und die Lauffläche ist nachher blitzeblank. Nach meiner Erfahrung ermöglicht ein letzter Rest Kriechöl in der Trommel ein besonders weiches und damit schonendes Einbremsen der neuen Belege. Die fabrikneue Belag-Oberfläche ist rauh und muß sich erst an die Lauffläche der Trommel anpassen. Je sanfter diese Anpassung vollzogen wird, um so länger halten die Belege. Nach 10 km Bremsen-Test-Fahrt sind alle Spuren von Kriechöl aus der Trommel verschwunden.

      Ende Teil 1.
      Verschleißmaß innen in der trommel 201,5 mm
      neu ist 200,0 mm

      Wenn der grat also 0,75mm höhe erreicht, ist die trommel verschlissen.
      Sollte beim ersten belagwechsel noch nicht erreicht sein.

      Die beläge haben ca 5-6mm.

      Macht also ingesamt etwa 12mm unterschied zwischen neuer trommel mit neuen belägen und verschlissene trommel mit 1mm rest belagstärke.
      Der Verstellkeil hat aber nur einen deutlich geringeren Verstellweg. Bei "Halbzeit" vom Bremsenverschleiß ist die nachstellung schon am Ende.
      Dann kommt der Handbremshebel langsam immer höher. Dann könnte man nur noch an der Seilverstellung unterm hinteren aschenbecher/getränkehalter die Stellung vom handbremsgriff korrigieren, was eigentlich nicht so gedacht ist. Tut man das, könnten dann auch die trommeln schlecht abgehen.

      Einstellung der Handbremse: beim dritten rastpunkt sollte die bremswirkung schon deutlich einsetzen (versuch das hinterrad von hand zu drehen bei aufgebocktem rad)

      Ich hab die erfahrung gemacht, das selbst bei neuen belägen und noch guter trommel die verstellkeile schon weeeeit hineinrutschen, wenn man die kniehebel von der handbremse nicht schon mit der handbremseinstellung auf halben weg vorgespannt hat. Seltsame konstruktion.

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      Trommelbremsen Spezial 2

      Fabia 1: Trommelbremsen wieder fit machen Teil 2

      Ich empfehle dem willigen Schrauber-Lehrling, die Anleitung zu kopieren und sich dann auszudrucken. Jede Druck-Seite in eine eigene Plastikhülle stecken, um diese griffbereit (aber schmutzabweisend) zur Hand zu haben.

      2. Trommelbremse neu bestücken

      Komplexe Mechanik wirkt auf den ersten Blick abschreckend. Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Es ist wichtig, sich möglichst immer nur auf ein bestimmtes Bauteil zu konzentrieren und alles andere in diesem Moment auszublenden.

      a. Radbremszylinder ersetzen
      Aus dem Rep-Set einen der neuen Radbremszylinder herausnehmen und (verpackt wie er ist) neben den alten eingebauten RBZ halten. Das dient der Grund-Orientierung. Nun den verpackten RBZ von allen Seiten betrachten. Auf der Rückseite befindet sich mittig das Entlüftungs-Röhrchen mit Gummikappe. Darunter ist der Anschluß für die Bremsleitung. Von vorne betrachtet links neben dem Entlüftungs-Röhrchen befindet sich die Bohrung für die Befestigungs-Schraube.

      Bremsleitung abschrauben:
      Bevor man zur Tat schreitet, besorgt man sich eine passende Holzlatte und klemmt diese zwischen Bremspedal und Fahrersitz. Das Bremspedal muß gedrückt bleiben. Dadurch wird im Hauptbremszylinder eine Bohrung verschlossen, was verhindert, daß solange Bremsflüssigkeit aus der offenen Leitung heraussabbert, bis oben der Behälter leer ist. Diese Sauerei will keiner haben. Außerdem müßte dann die komplette Bremsanlage neu befüllt und neu entlüftet werden. Kann man sich sparen. Mit gedrücktem Bremspedal laufen allenfalls ein paar Tropfen Bremsflüssigkeit aus der offenen Leitung heraus. Damit haben wir die hydraulische Seite unter Kontrolle.
      Nun nehmen wir einen 11er-Maulschlüssel und schrauben die Bremsleitung vom RBZ ab. Vorne und hinten einen Lappen (Tatort-nah) unterlegen, um jeden Tropfen Bremsflüssigkeit sofort aufzunehmen. Geöffneten (losen) Bremsleitungs-Flansch an Ort und Stelle belassen. Leitung nicht nach hinten biegen. Radbremszylinder wird nach vorne abgenommen.

      Alten Radbremszylinder abnehmen:
      Inbus-Schraube links lösen und herausschrauben. Alten RBZ nach vorne abnehmen bzw. mit Schraubendreher nach vorne abhebeln (falls festgerostet).

      Neuen Radbremszylinder einsetzen:
      Vor dem Einsetzen des neuen RBZ muß die Bremsleitung vorne am Flansch und alles drumherum pingelig sauber sein. Es hilft, den Bereich um die Öffnung im Blech von hinten und von vorne mit Kriechöl einzusprühen und dann sorgfältig zu reinigen.
      Neuen RBZ auspacken, Gummi-Nippel (Sicherung) aus der großen Bohrung herauspopeln und Gummikappe vom Entlüfter-Röhrchen abnehmen. RBZ vorsichtig durch die Blechöffnung fädeln, bis die Bremsleitung paßgerecht in der Bohrung angekommen ist. Es darf keinerlei Dreck in die Flansch-Bohrung geraten. Flansch-Schraube locker reindrehen -- am besten von Hand. Inbus-Schraube reindrehen und leicht anziehen. Nun Flansch-Schraube leicht anziehen. Bremspedal wieder lösen. Gummikappe wieder auf´s Entlüfter-Röhrchen, sonst fliegt sie in der Gegend herum. Zum Schluß müssen die Bremszylinder-Stempel (die in den Gummi-Manschetten stecken) so gedreht werden, das deren Nasen hinten liegen -- parallel zum Trägerblech. Stempelflächen leicht einfetten. Es gibt noch weitere Kontaktflächen, auf denen die Bremsbacken später anliegen. Das sind ganz unten die Kontaktflächen auf dem Amboß (Gegenstück zum RBZ) und einige Kontaktstellen auf dem Trägerblech. Auf diese Stellen dünn etwas Fett auftragen. Eine kleine Packung Fett liegt dem Rep-Set bei.

      b. Neue Bremsbacken montieren:
      Jedes Bremsbacken-Paar (jeder BB-Zwilling) paßt exakt zu einem Rad.
      Wie man leicht erkennen kann, endet das Handbrems-Seil hinter der Radnabe, zeigt also zum Heck. Beim passenden Bremsbacken-Paar sitzt der Führungsarm (in den das Handbrems-Seil eingefädelt wird) unter der Bremsbacke und gleichzeitig hinter der Radnabe. Der Führungsarm befindet sich immer hinten, ist also dem Heck zugewandt. Und der Führungsarm ist im eingebauten Zustand immer von der Bremsbacke verdeckt -- also kaum zu sehen.

      Beim vormontierten Backen-Paar muß als erstes die untere Haltefeder herausgenommen werden. Die untere Haltefeder wird ganz zum Schluß wieder eingesetzt. Finger weg vom oberen Gestänge mit Querstrebe. Das bleibt so wie es ist.

      Nun kippen wir den Bremsbacken-Zwilling um 180 Grad nach vorn, so daß der Führungsarm nach oben zeigt und direkt vor uns liegt.

      Handbrems-Seil in Führungsarm einfädeln:
      Häufig ist Handbrems-Seil und Seil-Feder verrostet. Es lohnt sich, Seil-Feder und Seil mit Kriechöl einzusprühen und den gröbsten Dreck zu entfernen. Gleichzeitiges Anwärmen mit Heißluft-Pistole ist dabei vorteilhaft. Einsprühen und Einheizen im Wechsel -- zweimal wiederholen. Dann läuft nachher das Seil geschmeidiger und die Handbremse zieht gleichmäßiger. Das freut den TÜV auf dem Prüfstand.

      Als nächstes muß die Seil-Feder vom Handbrems-Seil etwas zurückgeschoben werden. Bißchen kniffelig. Ich setze dazu einen Seitenschneider (dessen Schneide möglichst stumpf ist) direkt hinter dem End-Kopf an, ohne jedoch fest zuzudrücken. Ich will das Seil ja nicht kappen. Dann nehme ich eine abgewinkelte Telefonzange, setze sie ebenfalls am End-Kopf an und schiebe den Seitenschneider vom End-Kopf weg das Seil hinauf. Dabei nimmt der Seitenschneider die Seil-Feder mit. Leichter Druck auf den Seitenschneider fixiert die Seil-Feder an der zurückgeschobenen Stelle. Der End-Kopf ist nun freigelegt und läßt sich in die Aufnahme vom Führungsarm einfädeln. Das Einfädeln geht leichter, wenn man den Führungsarm ein Stück weit nach vorne drückt, damit die Aufnahme nicht mehr im Backenträger ruht. Kleines Holzstück in dieser Position zwischenklemmen und nach dem Einfädeln wieder entfernen. Man muß sich immer was einfallen lassen.

      Ist das Seil-Ende endlich im Führungsarm, dann wird das Bremsbacken-Paar wieder um 180 Grad nach oben gedreht. Springt bei der Drehung der Seil-Kopf wieder heraus, dann geht das Spiel von vorne los. Tränen wegwischen und nochmal von vorne. Irgendwann hat man bei der Einfädelei den Bogen raus.

      Bremsbacken einsetzen:
      Der BB-Zwilling wird mit der unteren (offenen) Seite über/hinter die Radnabe gezogen. Dabei ist darauf zu achten, daß das Handbrems-Seil sauber unter die Radnabe rutscht. Nun werden die oberen End-Wangen der Bremsbacken auf den Radbremszylinder geschoben. Die beiden Stempel zusammendrücken und die End-Wangen draufschieben. Die Gummi-Manschetten dürfen dabei nicht verletzt werden. Das BB-Gestänge befindet sich nun knapp unter dem Radbremszylinder.

      Danach werden die unteren End-Wangen auf den unteren Amboß gesetzt. Die End-Wangen dürfen nicht vom RBZ runterrutschen. Sollte der BB-Zwilling nach unten abhauen wollen, ein passendes Stück Holz (o.ä.) unter den Amboß klemmen.

      Nun werden die Tellerfedern eingesetzt, die rechts und links die Bremsbacken fixieren. Neuteile aus dem Rep-Set verwenden. Dazu werden als erstes die Spannstifte von hinten durch das Trägerblech und die Bremsbacken geschoben, bis sie vorne herauskommen. Stift von hinten festhalten, Feder und Federteller von vorne aufsetzen. Mit einer Kombizange Federteller Richtung Bremsbacke drücken und um 90 Grad drehen. Die Feder ist nun im Stift und gesichert. Man sollte sich Federteller und Spannstift vorher genau anschauen, damit man versteht, wie die beiden ineinandergreifen. Beim Schrauben lernt man mit den Augen.

      Zuguterletzt wird die untere Spannfeder am Amboß eingesetzt. Die Feder muß in die zwei unteren Löcher eingehängt werden, die am weitesten voneinander entfernt sind. Es muß eine recht hohe Federspannung überwunden werden. Eine Seite einhängen. Nun den zweiten Feder-Haken mit einem dünnen Schraubendreher bis in die Ziel-Bohrung hinein verlängern. Ist die Spitze vom Schraubendreher in der Bohrung angekommen, spannt man die Feder mit dem Schraubendreher so weit auf, daß der Federhaken am Schraubendreher entlang ins Loch rutscht. Hier ist etwas Geschick gefragt. Damit ist die gesamte Brems-Mechanik an ihrem Platz.

      Bremse entlüften:
      Zunächst die Befestigungs-Schraube (Inbus) und die Flansch-Schraube der Bremsleitung am Radbremszylinder noch einmal nachziehen. Die Flansch-Schraube etwas fester anziehen, weil der Bremsleitungs-Flansch auch bei höheren Drücken absolut dicht sein muß. Die Dichtheit wird später nach Bremsen-Test noch einmal kontrolliert.
      Für das Entlüften des RBZ besorgt man sich am besten einen speziellen Entlüftungs-Behälter. Dieser besteht aus einem Kunststoff-Behälter mit Schlauch. Das Ende vom Schlauch hat eine Ventil-Funktion. Man kann via Bremspedal Bremsflüssigkeit in den Behälter drücken, aber der Rückfluß ist blockiert. Man hängt den Behälter über dem Radbremszylinder auf und verbindet den Schlauch mit dem Entlüftungs-Röhrchen. Mit einem 7er Maulschlüssel öffnet man das Entlüftungsrohr. Tritt man nun auf das Bremspedal, dann wird Bremsflüssigkeit über das Rohr in den Schlauch gedrückt. Zugleich wird noch vorhandene Luft aus Leitung und Radbremszylinder herausgedrückt und steigt via Schlauch zum Behälter auf. Zweimaliges Treten des Bremspedals sollte reichen, um alle Luft aus dem System zu entfernen. Im Schlauch sollten keine Luftblasen mehr vorhanden sein -- nur noch Bremsflüssigkeit. Danach Entlüftungsrohr wieder zudrehen, festziehen und Schlauch vom Röhrchen abnehmen. Röhrchen wieder mit Gummikappe verschließen. Nach Beendigung aller Arbeiten muß der Pegel im Vorratsbehälter für Bremsflüssigkeit (am Hauptbremszylinder) überprüft werden. Fehlende Bremsflüssigkeit ergänzen. Vorratsbehälter von unten anleuchten, um den Pegel besser erkennen zu können.

      Ende Teil 2.
      Ich muß mich nachträglich korrigieren:
      Beim Fabia 1 erhält der ABS-Sensor keine induktiven Pulse von einem Rotor sondern von einer magnetischen Schicht auf der Radnabe. Die magnetische Schicht ist gewissermaßen ein virtueller Rotor, wobei die in die Magnetschicht kodierten Pulse auf den Sensor übertragen werden. Je schneller sich das Rad dreht, um so höher die Puls-Frequenz. Einen echten Rotor gibt es hingegen beim Octavia 1. Ich hatte beim Schreiben der Anleitung (aus dem Gedächtnis) in die falsche Schublade gegriffen. Sorry.

      Für die Reinigung des Bremsen-Inneren hat eine magnetische Schicht Vorteile, weil die Radnabe beim Fabia 1 nur aus einer glatten Oberfläche besteht. Andererseits muß man vorsichtiger sein, wenn man die Bremsen-Mechanik mit einer Heißluft-Pistole anwärmt. Denn wenn man die magnetische Schicht zu stark erhitzt, dann wird sie ent-magnetisiert und das kodierte Puls-Cluster geht verloren. Dann kann der ABS-Sensor keine Drehzahl mehr erkennen und man braucht eine neue Radnabe mit einer neuen Magnetschicht.
      Also uffbasse.

      Altersack.