Trommelbremsen Spezial 3: Finish-Arbeiten

    • Fabia I

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      Trommelbremsen Spezial 3: Finish-Arbeiten

      Fabia 1: Trommelbremsen wieder fit machen Teil 3

      Auf der Zielgeraden

      Wer sich selber um die Bremsen kümmert, hat vermutlich weniger praktische Erfahrung als ein Profi. Doch Selbermacher haben etwas, was die Werkstatt-Profis selten haben: Zeit.
      Die Angst des Anfängers, etwas falsch zu machen, ist sein größter Verbündeter. Weil er sich bei jedem Arbeitsschritt in die Hose scheißt, überprüft er alles doppelt und dreifach, um ganz sicher zu gehen. Diese Vorsicht ist von großem Vorteil.
      In Werkstätten hingegen regiert oft lässige Routine. Und dann heißt auch noch die Parole vom Chef: „husch-husch-die-Waldfee“. Denn es stehen bis zur Mittagspause noch drei andere Autos auf der Liste. Der Arbeits-Qualität ist das eher abträglich.

      Die üblichen Standard-Arbeiten an den Bremsen sind nicht sonderlich anspruchsvoll. Hier geht es immer noch um pure Mechanik wie vor fünfzig Jahren. Diese Arbeiten erfordern keine Spezial-Ausbildung. Was der Anfänger mitbringen sollte, ist Ruhe, Konzentration, Sorgfalt und Geduld bei jedem einzelnen Arbeitsschritt. Solche Tugenden sind in erster Linie eine Charakterfrage. Das technische Know-how kann man sich Schritt für Schritt erarbeiten. Learning by doing. Und wer es sich nicht auf Anhieb zutraut, der beginnt mit betreutem Werkeln in einer Hobby-Werkstatt. Da ist technischer Support und Seelsorge im Preis inbegriffen.

      Und nun zurück zu unserer fast fertigen Trommelbremse:

      1. Finish-Arbeiten am Radbremszylinder:
      Damit dem RBZ ein langes und störungsfreies Leben beschieden ist, macht es Sinn, die Gummi-Manschetten hinten am Metallblock etwas anzuliften und dann mit einem Kapillar-Röhrchen Silikonspray unter die Manschetten zu sprühen. Das schmiert den RBZ bzw. die Zylinderstempel von außen und schützt zugleich die Gummi-Manschette von innen. Tief im hydraulischen Herzen wird der RBZ von der Bremsflüssigkeit geschmiert. Doch von außen kriecht mit der Zeit Dreck-Staub unter die Gummi-Manschetten und macht die Zylinderstempel schwergängig. Dem beugen wir mit einer gezielten Silikon-Dusche vor. Zum Schluß wird auch die Außenseite der Gummi-Manschetten mit Silikon besprüht. Fünf Minuten trocknen lassen.

      2. Ein freundlicher Blick auf die Bremsleitung dahinter:
      Der Bremsleitung wird selten viel Aufmerksamkeit geschenkt -- ein schwerer Fehler. Denn Bremsleitungen können rosten und total verdrecken, so daß man gar nicht mehr erkennen kann, in welchem Zustand sie sich eigentlich befinden. Bremsleitungen rosten nicht schnell, aber sie rosten.

      Es kommt vor, daß der Leitungs-Flansch zum RBZ total zurostet und sich dann nicht mehr öffnen läßt. Dem kann man vorbeugen, in dem man das hintere Leitungsstück mit Wasser und Pinsel von allem Schmodder befreit, dann in Augenschein nimmt und schließlich mit Rostumwandler bestreicht. Wenn alles wieder trocken ist, besprüht man die Leitung mit etwas Hohlraumwachs oder trägt Klarlack auf. Besonders der Leitungs-Flansch zum RBZ dankt gute Behandlung mit ewiger Leichtgängigkeit.

      Auch lohnt es sich, die häufig vom TÜV bemängelten Bremsschläuche regelmäßig mit Silikon einzusprühen. So läßt sich verhindern, daß die Oberfläche der Schläuche frühzeitig Risse bekommt. Läßt sich gut mit erledigen, wenn man die Reifen wechselt.

      3. Bremstrommel aufsetzen:
      Nachdem die Bremstrommel gereinigt worden ist, kann sie wieder aufgesetzt werden. Dabei ist darauf zu achten, daß der Nachstell-Keil ganz nach oben geschoben ist. Sonst bleibt die Trommel an den Bremsbacken hängen. Schließlich brauchen die brandneuen Beläge mehr Platz als die alten. Auch ist darauf zu achten, daß die Backen zentriert sitzen. Ist eine Bremsbacke nach oben oder unten verschoben, genügen ganz sanfte Hammerschläge auf die obere oder untere Kante vom Belagträger, um die Bremsbacke zu justieren. Wenn alles paßt, dann rutscht die Trommel problemlos über die Backen.

      Mit der kleinen Torx-Schraube (die hoffentlich nicht verschlampt worden ist) die Trommel auf der Radnabe fixieren. Vorher etwas Sprühfett in die Gewindebohrung, damit die Torx-Schraube beim nächsten Mal leicht wieder rausgeht. Vor dem Festziehen der Schraube einmal auf das Brems-Pedal treten und dann die Handbremse anziehen. Sonst dreht sich die Trommel und nicht die Schraube.
      Die Torx-Schraube hält die Trommel mit geringer Kraft an Ort und Stelle. Es sind die fünf Radschrauben, die die Bremstrommel kraftvoll in der Radnabe verankern. Das ist bei der Bremsscheibe übrigens auch nicht anders.

      Um den Nachstell-Keil braucht man sich weiter nicht zu kümmern. Der hat sich beim Treten des Bremspedals von alleine justiert. Der Keil rutscht dabei weiter nach unten und verringert so den Abstand zwischen Belag und Trommel. Die Bremstrommeln sind also selbst-nachstellend.

      Nun den Wagen wieder hochbocken, die untergelegten Kanthölzer entfernen und das Hinterrad montieren. Handbremse lösen und Fahrzeug etwas ablassen. Sobald das Rad den Boden satt berührt, Radschrauben mit einem Drehmomentschlüssel festziehen. Radschrauben immer über Kreuz festziehen (und auch lösen). Zum Schluß den Wagenheber komplett ablassen. Fertig.
      Das Anzugs-Drehmoment für Radschrauben liegt bei 120 Nm (wer auf 130 Nm erhöht, macht auch nichts verkehrt). Radschrauben immer in mehreren Durchgängen festziehen. So vermeidet man Spannungen in Felge und Radnabe.

      Normalerweise wird gleich im Anschluß die gegenüberliegende Trommelbremse renoviert. Doch wenn die Zeit knapp werden sollte und die alten Trommeln nicht total heruntergeritten sind, dann kann man auch ein paar Tage mit alten und neuen Bremsbacken gemischt unterwegs sein. Eine kurze Testfahrt wird zeigen, ob dies vertretbar ist. Die Bremsen dürfen auf keinen Fall einseitig ziehen. Und in den meisten Fällen tun sie das auch nicht.

      Für die Arbeit an den Bremsen sollte man sich immer ausreichend Zeit nehmen. Und wenn diese Zeit plötzlich knapp wird, dann ist es besser, das Arbeits-Pensum in sinnvolle Bau-Abschnitte zu zerlegen -- eben gerade um Sicherheits-Risiken zu vermeiden. Streß ist ein schlechter Berater bei jeder verantwortungsvollen Tätigkeit. Die Fehler häufen sich, wenn mit heißer Nadel gestrickt wird. Das gilt um so mehr für einen Nicht-Profi, dem die einzelnen Arbeitsschritte nicht so geläufig sind.
      Also:
      Wenn man die große Portion nicht auf einmal packt, dann nimmt man besser den Kinder-Teller.

      Alte Schrauber-Weisheit: was immer man sich vornimmt, es dauert doppelt solange wie ursprünglich geplant -- und das war dann einer der besseren Tage.

      Ende Teil 3.

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „altersack“ ()