Fabia 1: Renovierung des Kabelbaumes unter dem Luftfilterkasten (Motorraum)
Der Kabelbaum, von dem hier die Rede ist, verbindet den Vorsicherungskasten auf der Batterie mit dem Rest der Fabia-Elektro-Welt. Dieser Kabelbaum ist ungünstig auf dem Längsholm Ecke Federbein-Dom (Fahrerseite) verlegt und hat eine Tendenz zu versiffen. Das gilt besonders für die hintere Nische. Genau dort teilt sich der Kabelbaum. Dieser besonders systemrelevante Abzweig sitzt eingeklemmt zwischen Schottwand hinten, Wasserkasten oben und Federbein-Dom zur rechten. In dieser lauschigen Ecke kann sich eine Dreckpfütze bilden, in der der Kabelbaum sachte vor sich hin modert -- bis irgendwann am Tacho alle Lampen angehen.
Die Kabelbaum-Geschichte ist ein Klassiker und wurde im Forum schon mehrfach behandelt. Mir geht es um eine zusammenhängende und möglichst umfassende Behandlung des Problems in kompakter Form. In einigen Threads zu diesem Thema, gibt es Bilder vom Kabelsalat im eigenen Saft und auch hübsche Bilder von der stattgefundenen Schadens-Behebung. Zur Einstimmung und Anregung sehr zu empfehlen. Der Renovierungs-Aufwand hängt natürlich immer davon ab, wie sehr der Kabelbaum schon angegriffen ist. In meinem Fall habe ich mir den Kabelbaum nur deswegen angetan, um bei meinem Bremslichtschalter-Problem den Kabelbaum als möglichen Neben-Verursacher ausschließen zu können.
Um an den Kabelbaum heranzukommen, muß man nur den Luftfilterkasten ausbauen. Dieser hängt an zwei Schrauben hinter der Batterie und an einer soliden Blechnase im Bereich Rückwand. Wenn der Luftfilterkasten draußen ist, dann empfiehlt es sich, die hintere Filterkasten-Halterung komplett auszubauen -- hängt an zwei 13er-Muttern am Federbein-Dom -- leicht zu entfernen. Im Anschluß sollte das Motorsteuergerät ausgebaut werden: Multistecker zum MSG abnehmen; dazu Verriegelungs-Stifte oben und unten herausziehen; die Stecker kommen von alleine heraus. MSG aus seiner Halterung nehmen und an sauberer Stelle deponieren. Keine Angst: das MSG wird nicht dumm im Kopf, wenn es offline ist. Alle gespeicherte Information bleibt erhalten wie auf einem USB-Stick. Die beiden Multistecker so fixieren, daß sie nicht im Wege sind. Vorher die Kontakte der Multistecker mit Kontaktspray einsprühen. Es kann auch nicht schaden, die Kontaktzungen vom MSG einzusprühen und den Rechner erst dann wegzulegen. Ganz Vorsichtige wickeln MSG und Multistecker jeweils in Plastikfolie, um die Kontakte vor Kontamination durch Dreck und Staub zu schützen.
Nun ist der Kabelbaum gut erreichbar. Ich hatte Glück. Der Siff war noch nicht weit fortgeschritten. Außerdem habe ich einen Fabia1 der letzten Generation (Baujahr 2006). Hier wurde der Kabelbaum bereits ab Werk in einer Art Kabel-Kanal verlegt, der allerdings nur bis kurz hinter das Batteriefach reicht. Nix halbes und nix ganzes.
Ich habe dann erst mal das Kabelbaum-Tape im Siff-Bereich entfernt und die Kabel auseinandergepflückt -- quasi zum Trocknen auf die Leine gehängt. Schadhaftes konnte ich zum Glück nicht erkennen. Nachdem alles trocken war, habe ich den Kabelbaum im Problem-Abschnitt mit lösemittelhaltigem Tiefgrund eingepinselt. Das Zeugs ist klar wie Wasser, nicht aggressiv (Lösungsmittel: Testbenzin) und mit einem Pinsel leicht aufzutragen. Wegen der extremen Dünnflüssigkeit verteilt sich der Tiefgrund auf jede Litze und kriecht in jede Ritze. Beim Abtrocknen bildet sich eine dünne transparente Haut auf jedem Kabel. Eine Stunde trocknen lassen.
Dann habe ich 3/4 Zoll-Schlauch in 5-10 cm lange Abschnitte zerlegt und seitwärts (längs) aufgeschnitten. Dann habe ich den Kabelbaum Abschnitt für Abschnitt in die geöffneten Schlauchstücke hineingelegt. Die Schlauchstücke wurden dabei unter die Kabel geschoben, um zukünftige Boden-Berührung zu verhindern. Nachdem die Kabel auf der Unterseite durch Schlauch gesichtert waren, habe ich weitere aufgeschnittene Schlauchstücke von oben auf die unteren Schlauchstücke draufgestülpt, so daß die Kabel vollständig ummantelt sind. In der problematischen Nische (wo die Kabel um die Ecke laufen) habe ich die Schlauch-Mäntel zusätzlich mit Kunststoff-Kabelbindern gesichert. Weiter vorne Richtung Batterie war das nicht nötig. Denn da greift alles satt ineinander und es sperrt nichts.
Das hört sich alles recht einfach an, ist aber im Motorraum eine Fuddelarbeit -- ganz egal, für welche Methode man sich entscheidet. Es kann helfen, die Schlauchstücke vorher warm zu machen (z.B. mit einer Heißluft-Pistole). Auf Temperatur gebracht, schmiegen sich die Schlauchstücke leichter um den Kabelbaum und sperren weniger in den Ecken. Sobald die Schlauchstücke kalt werden, ziehen sie sich wieder etwas zusammen. Sehr nützlich. Wenn das ganze fertig ist, ist der Kabelbaum ungewohnt solide verpackt. Ganz zum Schluß kann man das Menü noch mit einer ordentlichen Portion Hohlraumwachs übergießen.
Ich empfehle, bei dieser Gelegenheit den hinteren Masse-Anschluß am Federbein-Dom etwas zu lockern (10er-Hutmutter) etwas Kontaktspray auf die Verbindung zu geben und dann wieder festzuziehen. Sischer is sischer. Es gibt Stellen, da scheint selten die Sonne hin. Und das Unheil blüht gerne im Verborgenen...
Dann die hintere Halterung für den Luftfilterkasten wieder anschrauben (2 13er-Muttern). Danach die Multistecker wieder mit dem MSG verbinden und das MSG in die Halterung klemmen. Sollten die Stecker etwas rumzicken, Multistecker von außen mit Heißluftpistole anwärmen. Ein bißchen Wärme wirkt Wunder. Es kann nicht schaden, zum Schluß in die kleinen Öffnungen der Multistecker-Rückseite (da wo die Kabel in den Stecker gehen) ordentlich Silikonspray rein zu sprühen. Das Silikon wandert durch den Kabelstrang weiter nach unten und verhindert unheimliche Störungen der alltäglichen Art -- besonders im Winter.
Alle Strippen müssen zum Schluß frei hängen. Also nix irgendwo einklemmen. Motor testweise anwerfen, um zu checken, ob die Verkabelung sauber ist. Wenn kein Weihnachtsbaum im Innenraum, dann alles gut. Dann Luftfilterkasten wieder an seinen Platz. Stecker für LMM (Luftmassen-Sensor) nicht vergessen, sonst meldet sich nach kurzer Zeit die gelbe Motronic-Lampe.
Weiterhin gute Fahrt wünscht
der Altesack.
