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Scheibenbremsen -- ungleichmäßiger Abrieb und Bremsenrubbeln
Mir fiel beim Reifenwechsel auf, daß sich auf den vorderen Bremsscheiben zwei braune Streifen abzubilden begannen -- einer am Innenkreis und einer am Außenkreis der Scheibe....dazwischen blankes Metall. Dieses Ablaufbild sieht man an Bremsscheiben öfter, ganz besonders gerne an den hinteren Bremsscheiben.
Ein Blick von oben auf den Bremsbelag zeigte klar und deutlich, daß der Bremsklotz nicht gleichmäßig an der Scheibe anlag. Eine noch gründlichere Untersuchung zeigte mir, daß der Brems-Kolben (im Bremssattel) leicht verkantet war. Der Kolben drückte nicht mehr exakt lotrecht auf den Belagträger. Das hat zur Folge, daß der kreisförmige Kolben nur noch mit einer Ecke/Kante des Kolben-Kreises auf den Belagträger drückt.
Jeder kann zuhause mit einem Holzbrett und einer Konservendose ausprobieren, was das bedeutet: drückt die Konservendose senkrecht und schön gleichmäßig gegen das Brett, dann ist alles in Ordnung. Man kann sogar die Hand vom Brett nehmen und das Brett bleibt ruhig auf der senkrecht stehenden Dose liegen. Man nennt das einen formschlüssigen Kontakt. Steht die Dose jedoch etwas schräg, dann liegt ein waagerecht gehaltenes Brett nur an einem Punkt der Dose auf. Folge: das Brett kippelt und eiert auf der Dose herum. Das Brett gerät in eine Taumelbewegung, sobald man es losläßt.
Das können wir 1:1 auf unseren Bremsklotz übertragen. Ist der Bremskolben verkantet, dann eiert der Bremsklotz auf dem verkanteten Kolben herum. Der Bremsklotz beginnt an der Bremsscheibe minimal zu flattern -- was sich bei sanftem Bremsen stärker auswirkt als bei einer Vollbremsung. Dieses Flattern kann sich im Betrieb auch als Bremsenruckeln bemerkbar machen.
Problemlösung:
Der Brems-Kolben hat kurz hinter der Oberkante eine Nut, in der der Faltenbalg vom Brems-Kolben einrastet. Man kann den Faltenbalg an dieser Stelle etwas zurückschieben bzw. anliften und sprüht dann etwas Silikonspray in den Bereich zwischen Faltenbalg und Kolben. Das schützt den Faltenbalg und schmiert zugleich den Brems-Kolben. Der Brems-Kolben wird dadurch beweglicher.
In extrem hartnäckigen Fällen kann es nötig sein, den Bremssattel auszubauen und die Bremsklötze beide herauszunehmen. Liegt der Brems-Kolben nun offen vor einem, so kann man dem Kolben mit einem Heißluftgebläse ordentlich einheizen. Wärme direkt im Kolben wirkt zuweilen Wunder.
In den meisten Fällen reicht es allerdings aus, mit einem breiten Schlitz-Schraubendreher in die Kolben-Nut zu gehen und mit sanftem (aber gezieltem) Klopfen an möglichst vielen Stellen des Kolbenkreises, den Kolben so auszurichten, daß er wieder gleichmäßig am Belagträger anliegt....zwischendurch immer mal auf die Bremse treten....
In meinem Fall hat diese Maßnahme zur Folge, daß sich das Fahrzeug nun feinfühliger und spontaner abbremsen läßt.
Nachwort:
Mit neuen Bremsklötzen und -scheiben besteht diese Problematik praktisch nicht, weil der Brems-Kolben dann tief im Bremssattel sitzt und sich in dieser Position kaum verkanten kann. Werden die Beläge dünner, dann kommt der Kolben immer weiter heraus und damit steigt auch das Risiko, daß sich der Kolben verkantet....es liegt in der Natur der Sache.
Hat man das Problem auf dem Schirm, dann kann man mit geringem Aufwand gegensteuern und sich so nachfolgenden Ärger (z.B. auch beim TÜV) vom Hals schaffen. Wichtig ist vor allem, daß man das Problem als solches zur Kenntnis nimmt. Ungleichmäßiger Bremsen-Abrieb ist ein weit verbreitetes Phänomen. Ich bin glücklich, der relativ einfachen Ursache dieses Phänomens auf die Spur gekommen zu sein. Manchmal sind die Dinge so einfach, daß man unmöglich drauf kommen kann.
Schöne Grüße vom Altensack
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