Skoda Roomster - Ein Raum wird wahr
25.06.04
Skoda nennt seine IAA-Studie Roomster. Die Kreuzung von Raum und Roadster geht jetzt auf Werbetour: beim Publikum und im eigenen Konzern. Denn im VW-Programm sucht der Van noch Zustimmung – und eine Modelllücke.
Preisfrage: Wie überwindet Skoda ein paar Jahrzehnte Sozialismus, ein (mit Verlaub) gähnend langweiliges Marken-Image und die Fantasie-Mauer in den Köpfen der Kunden? Die Antwort lautet: Mit dem Roomster! Diese Studie sieht aus wie ein Meriva vom Mars oder zumindest, als sei der Van gerade aus einem italienischen Designstudio entlaufen. Auf jeden Fall nicht wie ein Skoda. Aber er ist einer.
Die Reaktion des Publikums, ob auf der IAA in Frankfurt oder in Prag auf der Straße, klingt meist so: "Klasse, aber das ist ein Skoda?" Und dann, nachdem die Wirkung der dynamischen Raumkapsel ein wenig gesackt ist: "Aber er passt zur Marke. Hm, ja, so könnte der Van von Skoda aussehen." Sogar die letzten Betonköpfe im eigenen Haus sollen so reagiert haben. Aufbruch Ost.
Was ist es, das spontan Applaus für den Roomster weckt? Ohne Zweifel sein sportliches Profil. Endlich zeigt ein Van wieder eine ausgeprägte Motorhaube, die sich breit und bullig wie ein Fünfer-BMW (1,84 Meter) ins Bild drängt. Endlich ein Raumauto, das seine Nützlichkeit nicht mit einem Allerweltsgesicht spazieren fährt. Die steiler stehende Frontscheibe zieht sich um die A-Säule herum wie bei einem Jet. "Wrap-around" nennen das die Designer, unser Gehirn assoziiert "Flugzeug" oder mindestens "Sportautos der Sechziger". Auf keinen Fall Van. "Wir wollten weg vom typischen One-Box-Design und den Raum ästhetisch verpacken", sagt Skodas Design-Chef Thomas Ingenlath.
Dass der Skoda mit so viel Emotion nicht gleich den spanischen Konzernbrüdern von Seat auf die Füße tritt, dafür sorgt schon die klare, glatte Weite hinter der B-Säule. Nur rechts öffnet eine große Seitentür, damit die Kleinen nur zur Fußgängerseite herausstürmen. Links gibt's hinten keine Tür. Der Beifahrersitz lässt sich um 180 Grad drehen, das lederbezogene Rückbank-Sofa um 75 Zentimeter längs verschieben. Zwei große, längliche Glasfenster im Dach schaffen eine helle, lichte Atmosphäre. Alles, ehrlich gesagt, keine weltbewegenden Neuheiten. Aber der Roomster will auch nicht die Einrichtung der Vans neu erfinden, sondern die Verpackung. Und so betrachten wir die Möglichkeit, zwei Fahrräder vor den Sitzen quer zu befestigen, als das, was es ist: ein Show-Gag.
"Wir sind an den Roomster bewusst so unbedarft herangegangen wie Studenten", gesteht Thomas Ingenlath. Sein Design-Team entwarf ohne Produktionszwang, musste sich keine Gedanken machen, wo etwa im glatten Boden ein Auspuff Platz findet. Die eckigen Endrohre sind Attrappe, die Hecktür aus Glas hätte in der Großserie kaum eine Chance. Der 4,05 Meter lange Roomster steht auf einer eigens zusammengeschweißten Plattform mit 2,71 Meter Radstand – das entspricht keinem vorhandenen Maß im VW-Konzern.
So geht dieses Einzelstück auf Werbetour, denn Skoda fragt damit in alle Richtungen. Erstens das Publikum, ob es einen solchen Van will. Zweitens die Konzern-Strategen, wo das Raumschiff seinen Platz in der Modell-Hierarchie findet. Denn nach der neuen Maxime von VW-Chef Bernd Pischetsrieder sollen Modelle der einzelnen Marken sich nicht länger kannibalisieren, sondern "ergänzen". Sprich: Ein Skoda-Van muss deutlich anders ausfallen als sein Pendant von Seat.
Und drittens will der Roomster alle Bedenkenträger antreiben, weil die Zeit drängt. Die Marktlücke, die die Studie anpeilt, gilt als eines der letzten großen Boom-Segmente in Europa. Schon 2006 sollen eine Million in der Klasse bis vier Meter Länge verkauft werden, einziger Hecht in diesem Teich ist derzeit der Opel Meriva, gerade stößt der Fiat Idea dazu. Renault hat einen Van auf Clio-Basis für Ende 2004 angekündigt. Der Skoda könnte frühestens 2006 auf den Markt kommen.
Zumindest die Publikumsfrage scheint beantwortet, denn bei unserem Fototermin vor der Prager Stadtburg drängte sich das Publikum um das silberfarbene Ufo. Der Wachwechsel vor dem Hradschin erregte kaum mehr Aufmerksamkeit als der Roomster. Hier ein Foto, dort eine Frage und immer wieder: "Ach, das ist ein ...?" Dabei hat doch Design-Chef Ingenlath das Skoda-Signet nicht nur geschickt aufgefrischt, sondern unübersehbar auf der Hecktür drapiert.
Den jetzt silbernen Vogel werden wir ebenso an künftigen Serienmodellen erleben wie etwa den Kühlergrill mit Chromrahmen und senkrechten Streben oder die kräftige B-Säule, die dem Unterbewusstsein ein solides Auto suggerieren soll. Nach seinen glänzenden Show-Auftritten beginnt für den Roomster jetzt seine schwerste Etappe: Marketing und Technik müssen kalkulieren, wie das Auto wirtschaftlich auf die Beine zu stellen ist. Dabei kann der Van noch einiges verlieren, nur hoffentlich nicht seine Flugzeugnase.
Quelle
Roomster-Galerie
25.06.04
Skoda nennt seine IAA-Studie Roomster. Die Kreuzung von Raum und Roadster geht jetzt auf Werbetour: beim Publikum und im eigenen Konzern. Denn im VW-Programm sucht der Van noch Zustimmung – und eine Modelllücke.
Preisfrage: Wie überwindet Skoda ein paar Jahrzehnte Sozialismus, ein (mit Verlaub) gähnend langweiliges Marken-Image und die Fantasie-Mauer in den Köpfen der Kunden? Die Antwort lautet: Mit dem Roomster! Diese Studie sieht aus wie ein Meriva vom Mars oder zumindest, als sei der Van gerade aus einem italienischen Designstudio entlaufen. Auf jeden Fall nicht wie ein Skoda. Aber er ist einer.
Die Reaktion des Publikums, ob auf der IAA in Frankfurt oder in Prag auf der Straße, klingt meist so: "Klasse, aber das ist ein Skoda?" Und dann, nachdem die Wirkung der dynamischen Raumkapsel ein wenig gesackt ist: "Aber er passt zur Marke. Hm, ja, so könnte der Van von Skoda aussehen." Sogar die letzten Betonköpfe im eigenen Haus sollen so reagiert haben. Aufbruch Ost.
Was ist es, das spontan Applaus für den Roomster weckt? Ohne Zweifel sein sportliches Profil. Endlich zeigt ein Van wieder eine ausgeprägte Motorhaube, die sich breit und bullig wie ein Fünfer-BMW (1,84 Meter) ins Bild drängt. Endlich ein Raumauto, das seine Nützlichkeit nicht mit einem Allerweltsgesicht spazieren fährt. Die steiler stehende Frontscheibe zieht sich um die A-Säule herum wie bei einem Jet. "Wrap-around" nennen das die Designer, unser Gehirn assoziiert "Flugzeug" oder mindestens "Sportautos der Sechziger". Auf keinen Fall Van. "Wir wollten weg vom typischen One-Box-Design und den Raum ästhetisch verpacken", sagt Skodas Design-Chef Thomas Ingenlath.
Dass der Skoda mit so viel Emotion nicht gleich den spanischen Konzernbrüdern von Seat auf die Füße tritt, dafür sorgt schon die klare, glatte Weite hinter der B-Säule. Nur rechts öffnet eine große Seitentür, damit die Kleinen nur zur Fußgängerseite herausstürmen. Links gibt's hinten keine Tür. Der Beifahrersitz lässt sich um 180 Grad drehen, das lederbezogene Rückbank-Sofa um 75 Zentimeter längs verschieben. Zwei große, längliche Glasfenster im Dach schaffen eine helle, lichte Atmosphäre. Alles, ehrlich gesagt, keine weltbewegenden Neuheiten. Aber der Roomster will auch nicht die Einrichtung der Vans neu erfinden, sondern die Verpackung. Und so betrachten wir die Möglichkeit, zwei Fahrräder vor den Sitzen quer zu befestigen, als das, was es ist: ein Show-Gag.
"Wir sind an den Roomster bewusst so unbedarft herangegangen wie Studenten", gesteht Thomas Ingenlath. Sein Design-Team entwarf ohne Produktionszwang, musste sich keine Gedanken machen, wo etwa im glatten Boden ein Auspuff Platz findet. Die eckigen Endrohre sind Attrappe, die Hecktür aus Glas hätte in der Großserie kaum eine Chance. Der 4,05 Meter lange Roomster steht auf einer eigens zusammengeschweißten Plattform mit 2,71 Meter Radstand – das entspricht keinem vorhandenen Maß im VW-Konzern.
So geht dieses Einzelstück auf Werbetour, denn Skoda fragt damit in alle Richtungen. Erstens das Publikum, ob es einen solchen Van will. Zweitens die Konzern-Strategen, wo das Raumschiff seinen Platz in der Modell-Hierarchie findet. Denn nach der neuen Maxime von VW-Chef Bernd Pischetsrieder sollen Modelle der einzelnen Marken sich nicht länger kannibalisieren, sondern "ergänzen". Sprich: Ein Skoda-Van muss deutlich anders ausfallen als sein Pendant von Seat.
Und drittens will der Roomster alle Bedenkenträger antreiben, weil die Zeit drängt. Die Marktlücke, die die Studie anpeilt, gilt als eines der letzten großen Boom-Segmente in Europa. Schon 2006 sollen eine Million in der Klasse bis vier Meter Länge verkauft werden, einziger Hecht in diesem Teich ist derzeit der Opel Meriva, gerade stößt der Fiat Idea dazu. Renault hat einen Van auf Clio-Basis für Ende 2004 angekündigt. Der Skoda könnte frühestens 2006 auf den Markt kommen.
Zumindest die Publikumsfrage scheint beantwortet, denn bei unserem Fototermin vor der Prager Stadtburg drängte sich das Publikum um das silberfarbene Ufo. Der Wachwechsel vor dem Hradschin erregte kaum mehr Aufmerksamkeit als der Roomster. Hier ein Foto, dort eine Frage und immer wieder: "Ach, das ist ein ...?" Dabei hat doch Design-Chef Ingenlath das Skoda-Signet nicht nur geschickt aufgefrischt, sondern unübersehbar auf der Hecktür drapiert.
Den jetzt silbernen Vogel werden wir ebenso an künftigen Serienmodellen erleben wie etwa den Kühlergrill mit Chromrahmen und senkrechten Streben oder die kräftige B-Säule, die dem Unterbewusstsein ein solides Auto suggerieren soll. Nach seinen glänzenden Show-Auftritten beginnt für den Roomster jetzt seine schwerste Etappe: Marketing und Technik müssen kalkulieren, wie das Auto wirtschaftlich auf die Beine zu stellen ist. Dabei kann der Van noch einiges verlieren, nur hoffentlich nicht seine Flugzeugnase.
Quelle
Roomster-Galerie