Die Kunst des warmfahrens

  • Fabia I

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    Die Kunst des warmfahrens

    Es ist zwar ein bisserl ein Klotz zum lesen, dürfte aber alle Fragen zum Warmfahren ausräumen.

    Die Temperaturanzeige im Cockpit signalisiert bereits nach ein paar Kilometer gesunde Betriebsbedingungen. Jetzt Vollgas! Doch die Kunst des richtigen Warmfahrens sieht anders aus. Anheizen mit Überlegung heißt die Devise. Dann spart man sich möglicherweise bösen Ärger mit defekten Zylinderkopfdichtungen, hohem Ölverbrauch oder noch übleren Schäden

    Sportler wissen seit jeher. Wer Leistung bringen will, der muss vorher seine Muskulatur gut aufwärmen. Ansonsten drohen schmerzhafte Zerrungen und Verspannungen. Im übertragenen Sinn gilt das auch für Auto/Motorrad-Motoren.
    Kritisch wird die Belastung des noch nicht durchgewärmten Motors aus zweierlei Gründen:
    Das kalte Öl ist noch zähflüssig und kann bei hoher Drehzahl die Schmierstellen nicht hinreichend benetzen. Der zähe Schmierfilm reist ab. Es entsteht im besten Fall Mischreibung. Die verursacht zwar keinen unmittelbaren Ausfall der Mechanik, legt aber durch erhöhten Verschleiß den Grundstein für spätere Defekte. Vorzeitiges Erneuern von Bauteilen ist die kostspielige Folge.
    Davon betroffen sind sämtliche bewegte Motorteile, besonders aber Nockenwellen, Kolben, Zylinderbuchsen und speziell die Kurbelwellen und Pleullagerungen bei den heute fast durchgängig anzutreffende Gleitlager-Motoren.

    Mischreibung
    Bei dieser Lagertechnik „schwimmt“ die sich drehende Welle auf einem Ölpolster. Die Drehbewegung selbst verursacht dabei eine Hydrodynamische Steigerung des Öldrucks im Lager. Die vom Motor angetriebene Pumpe übernimmt lediglich die Förder- und Lieferaufgabe, um den Schmierstoff in das Lager zu führen. Im Idealfall funktioniert so ein Gleitlager im Betrieb verschleißfrei. Doch jeder Motor muss abgestellt und wieder kalt gestartet werden. Dann vergehen Sekunden, bis die Pumpe wieder kaltzähiges Öl zu den Lagern fördert. Solange rotiert die Welle mit verschleißkritischer Mischreibung. Das heißt, die bewegten Bauteile reiben ohne trennenden Ölfilm aneinander. Es leuchtet also ein, weshalb hohe Drehzahlen gleich nach dem Start für die Mechanik alles andere als günstig ist.

    Die Ideale Betriebstemperatur für Motoröl liegt bei 80 bis 90 Grad Celsius, gemessen im Ölsumpf. Partiell wird das Öl noch weit höher belastet. Etwa an den Kolbenringen oder am Kolbenboden. Dorthin spritzen bei manchen Motoren Düsen das Öl um den thermisch stark beanspruchten Kolben zu kühlen. Über 200Grad Celsius sind an dieser Stelle zu bewältigen.

    Womit wir beim nächsten wichtigen Warmfahr-Aspekt wären.
    Es geht dabei um das vielschichtige Thema mit der Überschrift „Verzug“. Punktuell überhitzte Bauteile neigen zum verziehen. Das gilt für Bremsscheiben genauso wie für Kolben, Zylinderköpfe und Motorengehäuse. Dabei sind hohe Drehzahlen alleine kein Gradmesser für starke thermische Belastung. Hohe Drehzahlen alleine kein Gradmesser für starke thermische Belastung. Hohe Drehzahlen sind zunächst nur ein Problem für die Schmierstellen.
    Hohe thermische Belastung des Motorstritt dann auf, wenn der Motor unter Vollgas schuften muss. Etwa dann wenn im Bereich des maximalen Drehmoments das Gas voll durchgedrückt wird um eine Autobahnsteigung zu erstürmen. Wenn jemand also gleich an einer Autobahnauffahrt wohnt oder am Ortsende, wo sofort eine lange Steigungsstrecke beginnt, ist er gut beraten, die ersten Kilometer mit gezügeltem Temperament anzugehen. Sein Motor wird es ihm Danken
    Mann muss sich nur einmal ins Gedächtnis rufen, dass die heute üblicherweise aus Leichtmetall gefertigten Motorgehäuse bereits bei 250 Grad Celsius stark an Festigkeit verlieren und schon in den Bereich plastischer Verformung kommen. Zylinderköpfe, durchblasende Dichtungen oder Kolben mit heftigen Reibspuren sind die üblichen Folgen, wenn ein kalter Motor hart `rangenommen wird.
    Die durch die Verbrennung des Benzingemisches entstandene Hitze führt der Motor über Kolben, Brennkammer, Zylinder und Abgasanlage unmittelbar ab. Durch Reibung entstehende Reibung fällt hauptsächlich im Getriebe an. Schmieren und kühlen sind deshalb auch hier die beiden Aufgaben des Öls.
    Automotoren erreichen durch die robuste und massiger konstruierten Gehäuse und den Fahrgewohnheiten vieler „Fußkranker“ häufig nicht einmal annähernd Betriebstemperatur.
    Ölverschlammung und hoher Verschleiß durch Mischreibung ist die Folge.

    Kühlkreislauf
    Relativ schnell auf Temperatur kommen sportliche Motoren. Die leichten Konstruktionen sind entsprechend rasch durchgewärmt. Mann sollte sich dabei aber nicht alleine auf die Anzeige der Kühlmittel-Temperatur verlassen. Signalisiert sie normale Betriebstemperatur, so heißt das nach dem Kaltstart nur, dass der Kurzgeschlossene Kühlkreislauf seine Regeltemperatur hat. Bei etwa 80 Grad Wassertemperatur öffnet sich das Thermostatventil und schaltet den Wasserkühler zu. Das heißt, Motorgehäuse und vor allem die Ölwanne sind noch weit von der idealen Temperatur entfernt. Als Faustregel gilt bei einem wassergekühlten Motor: Die Strecke, bis das Kühlmittel-Anzeigeinstrument auf Normalausschlag steht, verdreifachen.
    Dann kann man davon ausgehen, dass der Motor halbwegs temperiert ist.

    Wie soll man nun seinen Motor warm fahren? Das auch heute noch mitunter zu beobachtende Warmlaufen lassen im Stand ist Unsinn. Es ist ein überlieferter Ritus aus alten Rennsporttagen, als vorgewärmtes Einbereichsöl in die Motoren gefüllt wurde. Um Abkühlen zu vermeiden, musste der Motor selbstverständlich sofort gestartet werden. Mit dem dann vortemperierten Motorblock hatte man vom Start weg ideale Betriebsbedingungen.

    Losfahren
    Wer also sein Öl nicht vorheizt, kann sich auch das Laufenlassen im Stand sparen. Die heutigen Mehrbereichsöle sind auch im kalten Zustand dünnflüssig genug, um schnell die Schmierstellen zu erreichen. Man kann also starten und sofort losfahren. Dabei nur im unteren Teillastbereich Gas geben, Vollgas ist tabu. Nach einem Kilometer Fahrt hat man dann bereits den Zylinderkopf samt Zylinder soweit vorgewärmt, dass die größte Verzuggefahr eliminiert ist. Die nächsten Kilometer rollt man dann immer noch im unteren Teillastbereich bei maximal halber Nenndrehzahl.

    Richtig Warmfahren:
    -Motor staren und sofort losfahren
    -Erste Kilometer nur mit Viertelgas
    -Wegstrecke merken, bis Wassertemperatur Normalzustand einzeigt.
    Diese Wegstrecke verdreifachen
    -Ölstand regelmäßig kontrollieren
    -Keine Kurzstrecken fahren. Der Motor sollte schnell und immer
    seine Betriebstemperatur erreichen


    abgetippt von Abductee
    aus MO Mai 2003
    Anders zu sein bedeutet Einzigartigkeit erreicht zu haben

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Abductee“ ()

    danke abi für das abtippen, ein wirklich interessanter artikel.


    leider fährt heute kaum jemand so weite strecken das ein motor wirklich warm wäre, heute hat man ja auch viele arschlochfahrten mit drin die man mal eben schnell mit dem auto macht.

    Grade deswegen ist es erstaunlich wie lange moderne motoren halten.
    zwei schlaue drei gedanken und der vierte sucht den fünften, den satz kappiert jetzt nur der sechste von uns dreien! 8o ?(
    Gerade bei Turbomotoren (also auch TDIs) sollte man auf das Warm- und auch Kaltfahren achten. Ein Turbolader mag es nämlich gar nicht im kaltzustand schon vollen ladedruck bringen zu müssen. Die Spaltmasse sind noch viel zu gross so dass für die selbe Leistung mehr Drehzahl gebraucht wird. Und das bei kaltem Öl. Man sollte einen Turbo aber auch nie heiss abstellen, sondern die letzten meter den Gasfuss schön obenhalten. Ist die Temperatur im Lader zu hoch kann das Öl, welches sich noch in den Lagerspalten befindet verkoken. Die Rückstände schmirgeln dann beim nächsten Laufen in den Lagern und zerstören diese langsam.
    Für Kurzstrecken hab ich glücklicherweise noch diverse Fahrräder rumstehen. In der Stadt ist das eh schneller. Ich lasse meinen Motor auch nach dem Kaltstart einige Sekunden laufen, so dass auch wirklich überall Öl hinkommt.
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