(M)ein privater Pumpedüse-Krimi
Eigentlich wollte ich (im August) nur die Halterungen der Pumpedüse-Einheiten (PDEs) austauschen, doch dann wurde eine größere Sache draus....
Schwachpunkt der PDEs ist deren Verankerung im Zylinderkopf. Ab Werk müssen eine einzige Schraube und ein winziges Halteklötzchen die PDE an Ort und Stelle halten. Durch die einseitige Einpunkt-Verankerung arbeitet sich die PDE langsam aber sicher in die Aufnahme ein. In der Folge kann Diesel ins Motoröl und/oder Motoröl in den Dieselstrang gelangen. Beides ist unschön und macht auf Dauer Streß.
Inzwischen bieten diverse Firmen symmetrische Korpushalter an, die die PDEs stabil in ihrem Sitz fixieren sollen. Ich entschied mich für den Korpushalter der Firma ´Rath´, weil dieses Teil aus massivem Schmiedestahl gefertigt und zudem sehr leicht einzubauen ist. Für den Umbau können die PDEs an Ort und Stelle verbleiben. Man muß nur die Halteschraube herausdrehen, die alten Halteklötzchen entfernen, die massive Haltepratze von vorn einsetzen und eine neue Halteschraube eindrehen. Das hört sich einfach an und das ist es im Prinzip auch. Nur steckte bei mir der Teufel in einem winzigen Detail, auf das man erstmal kommen muß.
Die neue Halteschraube soll zunächst mit 12 Nm Drehmoment angezogen werden. Dann muß die Schraube dreimal um 90 Grad weiter gedreht werden. Ich hatte die ersten 90 Grad noch nicht voll erreicht, da drehte die Schraube plötzlich frei. Als ich die Schraube wieder draußen hatte, klebte fast das komplette Alu-Gewinde an der Stahlschraube....und ich verstand die Welt nicht mehr.
Eine nähere Überprüfung ergab, daß man mir zu kurze Schrauben geliefert hatte. Es gibt nämlich unterschiedliche Schraubenlängen für unterschiedliche PD-Konstruktionen. Die kürzeste ist eine M6*55, es folgt eine M6*64 und die längste ist eine M6*88. Die 64er hätte ich gebraucht, doch geliefert hatte man mir 55er. So fehlten mir etwa10 Gewindegänge für einen zügigen Abschluß der Arbeit. Aus dem schnellen Weg zu Kaffee und Kuchen wurde nichts. Statt dessen stand ich nun entsetzt vor einem beschädigten Zylinderkopf.
Problemlösung:
Ich habe mir das Gewinde-Reparatur-Set der Firma ´Stahl-Maxx´ besorgt. In diesem Set ist alles enthalten was man braucht. Die zermanschte M6er Bohrung wird auf 7,5 aufgebohrt, dann wird ein M8-Gewinde in die erweiterte Bohrung geschnitten. In die neue Bohrung wird eine Gewindehülse aus Stahl (außen M8, innen M6) eingedreht. Wenn im Anschluß Stahlschraube auf Stahlgewinde (statt auf Alu-Gewinde) trifft, so ist das am Ende eine stabilere Verbindung als im Original-Zustand.
Wie so oft, hört sich das leichter an als es ist. Damit man den Gewindeschneider sauber ansetzen kann, muß die PDE raus. Dazu muß die Kipphebelwelle (zur Ansteuerung der PDEs) raus. Außerdem muß der Lagerbock vom entsprechenden Nockenwellen-Lager raus....erst dann hat man freies Spiel am Tatort. Mein Glück im Unglück war, daß ich die Nockenwelle (etc.) sowieso erneuern wollte und bereits alle Schrauben und Kleinteile im Regal liegen hatte. Ich war also für die große Hafen-Rundfahrt gut vorbereitet....ansonsten hätte mich der Vorfall eiskalt erwischt und den Fabia für längere Zeit lahmgelegt. Es ist immer eine gute Idee, mehrere Sachen im Verbund in Angriff zu nehmen und die Schlachtplatte entsprechend vorzubereiten. Ich bin meistens gut vorbereitet.
Mir lag viel daran, die Gewindehülse möglichst tief einzudrehen, damit auch der oberste (letzte) Gewindegang Zugkräfte an den Alublock abgeben kann. Wenn die Hülse plan mit dem Block abschließt, ist dieser Kraftschluß am Gewindeausgang nicht gegeben. Ich trug Schraubensicherung auf und drehte die Hülse 1,5 Gewindegänge tiefer in die Bohrung hinein. In das oben verbleibende M8er-Restgewinde träufelte ich dann noch ein paar Tropfen Sekundenkleber, um die Hülse zusätzlich zu sichern....doppelt genäht hält besser. Sekundenkleber ist für viele Anwendungen gut -- auch für sowas. Die diesmal passende Schraube (richtige Länge) ließ sich gut eindrehen und und auch gut festziehen. Die neuen Halteschrauben wurden alle mit Schraubensicherung versehen und eingedreht. Vorher wurden alle Bohrungen gründlich mit Bremsenreiniger gespült und gereinigt.
Jede Halteschraube wird mit enormer Vorspannung in den Alublock gedreht. Für die Alu-Gewinde stellt das eine extreme Belastung am oberen Limit dar. Das weiche Material der Schraubensicherung füllt das Gewinde auf und sorgt dafür, daß sich die Zug-Last deutlich harmonischer auf das Gewinde verteilt. Hohe Temperaturen und starke Resonanzen sind im Zylinderkopf normale Härte. Diese Schwingungen (Mikro-Erschütterungen) werden von einem satt aufgefüllten Gewinde besser aufgenommen und ertragen. Schraubensicherung sorgt im Gewinde für mehr Ruhe, mehr Haftung und damit für mehr Standfestigkeit.
Helicoil-Einsätze sind im vorliegenden Fall für eine Gewinde-Reparatur nicht so gut geeignet. Eine Helicoil-Spirale gibt wesentlich mehr Vorspannung an das Alu-Gewinde weiter als eine hochfeste Stahlhülse, die stabil in sich ruht. Auch die Temperatur-Schwankungen im Zylinderkopf stellen für die verwendete Gewindehülse kein Problem dar.
Die Gewindehülsen von ´StahlMaxx´ wurden speziell für die CRD-Motoren von Mercedes entwickelt (Befestigung der Injektoren), eignen sich aber genauso gut für die PD-Motoren von VW....besonders dann, wenn die Halteschrauben mit soliden Korpushaltern gepaart werden. Daß bei VW winzige Halteklötzchen verbaut wurden, läßt erahnen, daß man hier mit Absicht eine Sollbruchstelle einbauen wollte. Kein Motor soll ewig halten.
Die längsten Halteschrauben (M6*88) sind für den 2,0 TDI Pumpedüse vorgesehen. Dort werden bzw. wurden nicht nur die längsten Schrauben verbaut, es kommen davon auch noch zwei Stück pro PDE (eine rechts, eine links) zum Einsatz. Im Umkehrschluß bedeutet das, daß die Ein-Schrauben-Befestigungen (der PDEs) in den älteren Motoren generell zu schwachbrüstig sind und man bei der letzten PD-Motorenreihe diesbezüglich nachjustiert hat.
Unter dem Blech bewegt man sich immer in einem Minenfeld. Wenn man weiß, wo die Minen liegen, dann wird man den Sprung ins Reich der kleinen und großen Scheiße ohne Verluste (an Selbstvertrauen und Körperteilen) überstehen. Besonders heikel sind immer Arbeiten, die man zum ersten Mal macht -- weil einem dann nicht so klar ist, worauf man besonders achten muß.
Wer schraubt macht Fehler -- das ist Teil des Spieles. Ob alles glatt geht oder eben nicht, entscheiden nicht wir....der Tag entscheidet, ob man als Gewinner oder als Depp vom Platz geht....und kein Tag ist wie der andere....
Der Depp der Woche wird übrigens immer am Mittwoch gewählt und bekommt dann einen Ehrenplatz an der großen Pinwand....Bilder von mir füllen lange Korridore....
Zum Abschluß eine Methode zum geschmeidigen Einsetzen der Pumpedüse-Einheiten:
Das Einsetzen in den Schacht ist ein heikler Moment, denn die Dichtungen sollen alle heile bleiben. Irgendwann bin ich auf ein besonders pflegeleichtes Verfahren gestoßen: man sprüht dünn Sprühfett in den Schacht und sprüht auch die PDE im Schaft-Bereich dünn mit Sprühfett ein. Dann nimmt man ein Heißluft-Gebläse und heizt dem Schacht ordentlich ein. Wird das Aluminium warm, dann weitet sich der Schachtkragen. Wird die PDE im heißen Schacht versenkt, dann flutscht das Teil super-geschmeidig in die Bohrung hinein. Sobald das Aluminium abkühlt, zieht sich die Bohrung wieder zusammen und saugt sich an PDE und Dichtungen regelrecht fest. Noch schonender kann man es nicht machen und das Ergebnis spricht für sich.
Schöne Grüße vom Altensack.
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