Nachfolgenden Artikel hat mir ein Kunde gerade zukommen lassen.
Die ermittelten Werte finde ich teilweise schon recht heftig.
Pfiat di
Bruno
Die ermittelten Werte finde ich teilweise schon recht heftig.
Pfiat di
Bruno
Benzinverbrauch - Klimaanlagen als Spritschlucker
WDR, Dienstag, 16. Mai 2006
Von Michael Houben
Ohne Klimaanlage lässt sich heutzutage kaum noch ein Auto verkaufen. Meist ist sie schon in der Grundausstattung enthalten. Falls nicht, wird sie fast immer als Sonderausstattung bestellt. Doch auch wenn der Anschaffungspreis für die angenehme Kühlung mittlerweile kaum noch eine Rolle spielt - sie wird im Alltagsbetrieb teuer erkauft.
Autokäufer, die wir nach dem Verbrauch der Klimaanlagen fragen, wissen sehr wohl, dass dieser zusätzliche Luxus Geld kostet. Je nach Fahrzeug und Verkehrssituation schätzen sie den Mehrverbrauch durch Klimaanlagen auf einen halben bis maximal einen Liter. Ähnlich antworten Autohändler. Offizielle Messdaten gibt es zu diesem Thema bislang nicht. Für jeden Kühlschrank, jede Waschmaschine und natürlich auch jeden Automotor müssen Verbrauchsangaben veröffentlich werden. Der Verbrauch einer Autoklimaanlage jedoch muss nicht angegeben werden - und wird auch von keinem Hersteller veröffentlicht.
Überraschende Messergebnisse
Skepsis und eine Testfahrt
Aber kann das wirklich sein? Zwischen zwei und knapp sechs Liter Mehrverbrauch auf 100 Kilometer nur für den Betrieb der Klimaanlage? „Völlig unmöglich“, lauteten die Antworten aller von uns befragten Autohändler. Früher, so meinten sie, als die allerersten Klimaanlagen gebaut wurden, möge es eventuell solche Ausreißer gegeben haben. Aber heute? Da verbrauche eine Klimaanlage vielleicht 0,2 Liter pro 100 Kilometer. Ein VW-Händler bot uns eine gemeinsame Testfahrt an. Wir nahmen das Angebot an – mit einem Opel Corsa, 80 PS. Der Händler stellte einen VW Fox mit 60 PS, der von einem Lehrling gefahren wurde. Die Wagen wurden betankt, dann ging es zweimal über den Rundkurs. Auf einem kurzen Stück Autobahn wurde zunächst die Spitzengeschwindigkeit ermittelt, dann ging es noch 60 Kilometer durch dichten Stadtverkehr und über die Landstraße zurück zur Tankstelle. Auf dem ersten Rundkurs blieb die Klimaanlage aus. Auf dem zweiten Kurs wurde sie eingeschaltet. Da die Außentemperatur an diesem Tag auf der Strecke zwischen 22 und 25 Grad betrug, wurde die Klimaanlage auf maximale Kälte gestellt. Das Fenster blieb offen, schließlich sollte die Klimaanlage während des Tests auch etwas zu tun haben. All dies geschah in Absprache mit dem VW-Händler, der die Wagen auch eigenhändig bis zum ersten Abschalten der Zapfpistole betankte. Die beiden Wagen fuhren auf beiden Rundkursen immer direkt hintereinander.
Schon auf der Autobahnstrecke fiel auf, dass beide Wagen mit Klimaanlage deutlich langsamer beschleunigten und ihre Höchstgeschwindigkeit um fünf bis zehn Stundenkilometer sank. Der VW Fox mit seinem kleinen Motor war mit der Höchstgeschwindigkeit offenbar überfordert. Ein klares Indiz dafür, dass doch einige Motorkraft zur Kühlung benötigt wird. Sechs Stunden später wussten wir, wie viel: Während der Verbrauch des Opel Corsa je 100 Kilometer um 1,8 Liter gestiegen war, hatte der VW Fox mehr als vier Liter zusätzlich geschluckt. Der Händler war verblüfft. Weder Messungenauigkeiten beim Betanken noch geringe Unterschiede in der Verkehrsdichte können diesen extremen Unterschied erklären.
Wie entsteht der Mehrverbrauch?
Zunächst einmal gibt es Konstruktionsunterschiede bei den Klimaanlagen. Da gibt es geregelte, ungeregelte, effektive und weniger effektive Anlagen. Doch ein zweiter Faktor ist mindestens ebenso wichtig: Ein kleiner Motor muss im Extremfall fast ein Viertel seiner Kraft für die Kühlung aufbringen. Da bleibt am Ende kaum noch genug Leistung zum Fahren. Besonders offensichtlich war dieser Effekt bei dem Ford Fiesta mit dem höchsten gemessenen Mehrverbrauch. Sein Motor war bei eingeschalteter Klimaanlage im Stadtverkehr regelmäßig überlastet. Bei den Prüfstandmessungen schaltete sich deshalb regelmäßig auch die Abgasregelung des kleinen Motors aus, sein Katalysator wurde weitgehend wirkungslos, die Schadstoffemissionen stiegen teilweise auf mehr als 6.000 Prozent des Normalwertes.
Mehrverbrauch auch an kalten Tagen
Wer aber nun glaubt, eine Klimaanlage würde nur an wenigen Tagen im Jahr wirklich so viel verbrauchen, der irrt nach Erkenntnissen von TÜV und EMPA ebenfalls: Wenn eine Klimaautomatik auf 20 Grad eingestellt ist und es draußen so kühl ist, dass der Innenraum eigentlich geheizt werden müsste, läuft die Klimaanlage trotzdem automatisch mit, um eventuell feuchte Luft zu trocknen. Selbst das verbraucht noch bis zu einen Liter pro hundert Kilometer. An nasskalten Tagen kann es auch mehr werden. Auch darin unterscheiden sich die Klimaanlagen.
So kann je nach Wagentyp und Nutzung der Klimaanlage der Mehrverbrauch selbst im Jahresdurchschnitt noch mehr als ein Liter betragen. Dabei kann sogar ein größerer Motor, der laut Euro-Norm-Angaben einige Zehntelliter mehr verbraucht, im Endeffekt genügsamer sein als ein vermeintlich sparsamerer und schwächerer Antrieb. Auch der Aufpreis für eine höherwertige geregelte Klimaanlage kann sich im Lauf eines Autolebens durchaus zur sinnvollen Investition entwickeln.
Angesichts der deutlichen Unterschiede im Verbrauch waren sich am Ende die von uns befragen Besucher einer Autoshow mit dem VW-Händler einig: Bei solch gravierenden Unterschieden gehören die Verbrauchsangaben der Klimaanlagen ebenso zu den technischen Angaben im Prospekt wie die vorgeschriebenen Angaben zum Euro-Norm-Verbrauch. Bis heute gibt es aber weder eine Verpflichtung dazu noch freiwillige Angaben der Hersteller.
Messergebnisse im Detail (pdf)
Quelle: daserste.de/plusminus/beitrag_…d,boprq55w1im0g6z8~cm.asp
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